Das tödliche Geschäft der Hundedealer
Vorsicht bei billigen Angeboten: Skrupellose Hundehändler verkaufen ahnungslosen Tierliebhabern kranke
Hundewelpen
Von ULF SCHAUMLÖFFEL
Schwalm-Eder-Kreis. Labrador-Hunde gehören derzeit zu unseren Lieblings-Hunderassen. In der Werbung und in
TV-Serien werden sie als treue Familienhunde vorgeführt. Deshalb dachte sich auch Familie Schmidt (Name von der Redaktion geändert), dass ein Labrador gut zu ihnen passen würde.
Welpen billig angeboten
„Das Angebot klang gut: 299 Euro für ein Labrador-Welpen.“, so der Labrador-Fan Das Inserat eines Züchters
entdeckte die Familie aus dem Schwalm-Eder-Kreis auf einer Internetseite. Eigentlich hätten die Tierliebhaber bei so einem niedrigen Preis stutzig werden müssen. Da in dem Portal aber auch andere Welpen, allerdings
ohne Papiere, zu einem Preis von 250 bis 350 Euro angeboten wurden, kam ihnen das Angebot seriös vor. Als Absender war Fankfurt und eine e-mail-Adresse angegeben. Als die Familie dem vermeintlichen
Rassezüchter eine e-mail schrieb, bot der sofort an, dass er ihnen mit der Fahrt entgegen kommen würde, damit der Hund nicht solange im Auto verbringen müsse. Familie Schmidt stimmte zu. Und traf sich mit dem
Hundehändler in einer Autobahnraststätte. Als die Familie an der Raststätte auf den Züchter traf, entdeckte sie mehrere Hunde im Auto des Händlers. Und dass er ein tschechisches Kennzeichen hatte. Aber auch das
machte die Familie noch nicht misstrauisch. Der Züchter erklärte, dass er sich noch mitmehreren Interessenten treffen wolle. Sie sich aber den Schönsten aussuchen könnten. Einen Ausweis, dass die Hundewelpen gegen
Parvovirose geimpft seien, legte er auf Nachfrage vor. Man wurde sich schnell einig. Die Transaktion auf der Autobahnraststätte dauerte nur einige Minuten. Der Hundehändler hatte es eilig – wegen
angeblichen weiteren Terminen. Er sackte rasch die 299 Euro ein, übergab den Hund, und fuhr los. Familie Schmidt wunderte sich einige Tage später, warum ihr Hund ständig Durchfall hatte und erbrechen musste.
Dachte aber, es wäre eine normale Darmerkrankung, weil er vielleicht etwas falsches gegessen hätte.
Niederschmetternde Diagnose
Als das nach zwei Tagen nicht aufhörte, brachten sie den kranken Welpen in die Melsunger Tierarztpraxis von
Regina Korthaus. Und erhielten dort die niederschmetternde Diagnose, dass ihr geliebter Labrador an Parvovirose erkrankt sei. Der Hundehändler hatte ihnen einen schwer kranken Welpen verkauft. Infiziert mit dem
Parvovirose-Virus. Trotz sofort eingeleiteter Intensivbehandlung, gelang es der Tierärztin nicht, den Hund zu retten. Sie musste den Hund einige Tage später einschläfern. Es stellte sich heraus, dass der
Impfausweis gefälscht war.
„Man hätte eigentlich schon über den billigen Preis stutzig werden müssen. Normalerweise kosten Labrador-Welpen
zwischen 1.000 und 1.500 Euro“, so Regina Korthaus. Wenn ein Rassezüchter sich auf einer Autobahn-Raststätte treffen will, sei das „ebenfalls nicht koscher“. Mit der Masche, dass die Tiere so nicht einer
langen Autofahrt ausgesetzt seien, könne die Hundemafia aber immer wieder viele Tierfreunde überzeugen.
Unseriöse Hundezüchter
Die Tierärztin und Dieter Büchling von der Guxghagener KatzenhilfeBüchling haben Tipps zusammengestellt, mit
denen unseriöse Tierhändler zu erkennen sind. - Wenn Züchter nicht wollen, dass man sie zu Hause besucht, haben sie meist etwas zu verbergen. - Wenn ein Züchter mehrere Rassen anbietet, sei er kein
Rassezüchter. - Wenn der Züchter das Muttertier nicht zeigen möchte, habe er ebenfalls etwas zu verbergen. - Ist der Preis zu niedrig, stimme irgendwas nicht. Deshalb: Immer die Marktpreise für Rassehunde
vergleichen. Sonst endet die neue Tierliebe schnell in Tränen. Weitere Infos auch unter: www.guxhagener-katzenhilfe.de
EXTRA INFO
Parvovirose
Virushaltiger Kot ist die Hauptursache für eine Ansteckung. Besonders gravierend ist dabei das Problem, dass die
Erreger sehr langlebig sind und eine hohe Ansteckungsfähigkeit haben. Noch Jahre später können sie eine Erkrankung hervorrufen, sie besitzen eine hohe Widerstandskraft gegenüber Umwelteinflüssen wie z. B. Hitze und
Kälte, aber auch gegen Desinfektionsmittel. Praktisch jedes „Hundehäufchen“ stellt eine potenzielle Gefahr dar. Sei es, dass der Hund beim Ausgang daran schnuppert, oder dass die Halter selbst das
Virus, z. B. an den Schuhen haftend, mit nach Hause bringen. Die Erkrankung beginnt zunächst mit Fieber und Mattigkeit. Bald darauf stellt sich Erbrechen und schwerer, meist blutiger Durchfall ein. Der Darm kann
keine Nahrung und keine Flüssigkeit mehr in den Körper aufnehmen. Das Tier stirbt durch den Flüssigkeitsverlust und Auszehrung. Bei jungen Welpen kann die Infektion zum akuten Herztod führen, ohne dass die Welpen
vorher Krankheitssymptome gezeigt haben. Die Parvovirose wird gelegentlich auch als „Katzenseuche der Hunde“ bezeichnet. Eine Ansteckung durch Katzen ist jedoch ausgeschlossen.
ExtraTip Kassel, 29.07.2007
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